Papenburg, ATP-Gelände

Da hatte der Wettergott doch ein Einsehen: Nach einer sehr wechselhaften Woche mit zum Teil heftigen Regenschauern, in der ich „wetter.de“ mehrfach täglich einen Besuch abgestattet hatte, gelang es mir am Freitag durch geschicktes Timing (Zwischenstopp in Gladbeck mit operativer Tätigkeit während einer Regenperiode) trocken in Papenburg anzukommen. Meinen Bruder Martin, der als Gastfahrer mit unserem Roadster teilnahm, hatte ich auf der A31 getroffen, so dass wir die letzten 50 km der Strecke gemeinsam zurücklegten.

Am Hotel „Alte Werft“ angekommen, konnten wir die Moggies sehr standesgemäß in einer der historischen Werfthallen unterstellen – ein beeindruckendes Bild mit 26 zum Teil deutlich sportlich modifizierten Fahrzeugen vom +8 über Lightweights bis zum +4 Supersports.


Nach dem Einchecken und herzlichen Begrüßungen durch die schon anwesenden Clubfreunde ging´s zum Abendessen in die ehemalige Maschinenbauhalle der Meyer-Werft, in der bis 1975 noch Kompressoren gefertigt worden waren. Die Kombination von Ziegelwänden, Rundbogenfenstern mit industrietypischer kleinteiliger Verglasung, Stahl und belassenen Maschinenteilen mit ansprechendem Mobiliar hat nicht nur im Ruhrgebiet einen besonderen Charme.

 

Der Abend endete mit Gesprächen an der Bar, wobei angesichts der bevorstehenden motorsportlichen Herausforderung nur einige Unentwegte bis in den frühen Morgen tagten.

Am Samstag ging´s dann zum ATP-Gelände in Papenburg, auf dem wir den Handlingkurs (identisch mit dem kleinen Kurs in Hockenheim) nutzen konnten.

Bernd Wilmshöfer durfte als akkreditierter Fotograf als einziger von uns mit einer Kamera aufs Gelände, Smartphones und andere Fotohandys mussten am Eingangstor abgegeben werden, um das Fotografieren der auf den übrigen Kursen fahrenden Erlkönige von Mercedesund Co. zu unterbinden.

 

Mittlerweile war auch Stefan Scieszka mit seinem Hot Doc auf dem Trailer angekommen, neben einigen Fremdfabrikaten (Frogeye, MGB, Mini) wurde der nach dem Brand in Hockenheim komplett neu aufgebaute Renn-Plus 8 der Familie Hein erstmals wieder der staunenden Öffentlichkeit präsentiert.

 

Insgesamt war ein rekordverdächtiges Feld von 34 Fahrerinnen und Fahrern auf 28 Morgans und 4 Fremdfabrikaten am Start.

 

Axel Schwarz kümmerte sich wieder professionell und mit der ihm eigenen Präzision um die Zeitnahme, für kurze Pausen mit Getränken stand ein Londoner Doppeldeckerbus zur Verfügung.


Nach der obligatorischen Fahrerbesprechung mit der ausdrücklichen Ermahnung durch unseren Sportwart Oliver Haake, doch bitte auf der asphaltierten Strecke und nirgendwo anders zu fahren, wurden zunächst einige geführte Runden zum Kennenlernen besonders kritischer Stellen gefahren, wobei Manfred Kocks +8 bereits nach dem ersten Stopp vor einer schwierigen Rechtskurve vorübergehend den Dienst verweigerte und mitten auf der Strecke stehen blieb. Nachdem der Motor schließlich doch wieder ansprang, konnte das freie Training beginnen. Bis auf den Hein´schen Renn-Achter, dessen durch offene Ansaugtrichter großzügig mit Sauerstoff versorgter Motor zwar spontan ansprang, aufgrund eines gebrochenen Zündkerzenisolators jedoch nicht rund lief, drehten alle Teilnehmer einige Runden, um sich einzufahren.


Anschließend begannen die Wertungsläufe, für die wir nach gefahrenen Trainingszeiten in zwei Gruppen eingeteilt wurden. In den jeweils 20 zur Verfügung stehenden Minuten mussten auf dem 2,6 km langen Kurs nach Einführungsrunde eine Setz- und drei Bestätigungsrunden zurückgelegt werden, anschließend freies fahren bis zum Abwinken. Obwohl die erste Gruppe noch adrenalingeschwängert in ungeordneter Reihe und mehr oder weniger unaufgefordert in Fahrt kam, gelang es Axel, die Zeitnahme ordnungsgemäßdurchzuführen. Die weiteren Wertungsläufe wurden dann, nach Rundenzeit sortiert, nach Aufstellung im Vorstart gefahren. 

Ein zwischenzeitlich durchziehendes Regenband sorgte vorübergehend für deutlich weniger Grip auf der Strecke, so dass das primär vom Sportwart eingeforderte Versprechen, den rechten Weg nicht zu verlassen, von einigen nicht eingehalten werden konnte. Eine besonders publikumswirksame Pirouette legte Ingrid Mellethin eingangs der Start- und Zielgeraden hin, ich hatte quasi einen Logenplatz, als Stefan noch in der Einführungsrunde die zweite Rechts durch heftiges Anbremsen mit noch kalten Reifen geradeaus verließ und das Kiesbett ordentlich umpflügte.Günter Biener bewies wieder einmal, dass er nicht nur hervorragend fotografieren kann, sondern auch seinen +4 Supersports derartig beherrscht, dass er uns mit zum Teil deutlich mehr PS unter der Haube ausgestatteten Fahrern deutlich distanziert.

Nach Abschluss der Wertungsläufe konnte der mittlerweile mit intakten Zündkerzen ausgestattete Renn-Achter von Jim Hein noch einige Runden mit beeindruckendem Speed und grandiosem Sound bewegt werden, so dass hier Hoffnung für die zukünftigen Veranstaltung besteht.


Die sportlich-faire Fahrweise aller Teilnehmer führte dazu, dass keinerlei Schäden festgestellt werden mussten und alle ihren Spaß beim Fahren hatten! 

Nach einem späten Mittagessen in der Restauration des ATP verließen wir das Gelände Richtung Papenburg, wo an der Hotelbar zunächst noch einmal die Erlebnisse auf und neben der Strecke diskutiert wurden.

 

Während des Abendessens wurde die Siegerehrung durch die Präsidenten der veranstaltenden Clubs MSCCD Stefan Scieszka und MCD Klaus Weiss durchgeführt, wobei die erfolgreichen Teilnehmer durch ihre Mitgliedschaft in beiden Clubs zweifach mit Pokalen und Punkten belohnt wurden.

Die erste drei Plätze der Gleichmäßigkeitswertung belegten Axel Schwarz (+8), Engelbert Kremers (4/4)und Elke Weiss (+4 Supersports).


Der harmonische Verlauf des Abends und die unwiderstehliche Ansprache durch Manfred Möller veranlassten schließlich meinen Bruder, trotz (noch) fehlendem eigenen Fahrzeug aus Malvern den Mitgliedsantrag für den MSCCD zuunterschreiben – ein weiterer Erfolg der insgesamt sehr gelungenen Veranstaltung, für die dem Vorstand unser herzlicher Dank gebührt!

 

Text:   Thomas Bredendiek

Fotos: Bernd Wilmshöfer

           Günter Biener